Was soll man aus dem Sommerloch schon über die Kultur vermelden? Zu viel, möchte man meinen, viel zu viel für die saisonale Talsohle des jährlichen Betriebs: Die erstaunliche Schau “5000 Jahre Megacity” feiert im Berliner Pergamonmuseum mit Uruk die älteste Großstadt der Welt. Vor allem die Grabungsfotos aus den letzten 100 Jahren begeistern den Geschichtsfreund – und, dass dort ein Rendezvous mit sagenhaften Wesen wie der sumerische Liebes- und Weiblichkeits-Göttin Inanna oder dem Helden-Prototypen Gilgamesch möglich wird. Dazu versucht sich Die Sterne-Sänger Frank Spilker als eher “ungelenker” Popliterat (wie Spiegel Online vermeldet). Und der Computer-Visionär und Maus-Erfinder Douglas Engelbart ist mit 88 Jahren verstorben.
Nicht umsonst ist die Sommerzeit jedoch auch die Zeit der Festivals – in Klagenfurt findet der vom “Weggespart werden” bedrohte Bachmann-Wettbewerb statt, zu dem Christopher Schmidt in der SZ den wunderbar wahren Satz geprägt hat: “Nirgendwo hasst sich der Literaturbetrieb so inbrünstig wie in Klagenfurt.” Beim Filmfest in München steht unterdessen der große Anarchist und Psychomagier Alejandro Jodorowsky im Fokus, der auch in der Comic-Gemeinde als Verfasser genialer Szenarien von Moebius oder Manara eine begeisterte Gefolgschaft hat. Als lapidare Kernaussage seines – laut Taz an der Isar etwas lieblos präsentierten – Filmschaffens darf wohl sein Satz gelten: “Die meisten Regisseure machen Filme mit ihren Augen. Ich mache Filme mit meinen Eiern.”
- Peter Deisinger -